Ethik-Kodex des DVNLP

Präambel

Dieser Ethik-Kodex ist im Jahr 2021 gemeinsam von Mitgliedern des DVNLP entwickelt worden. Darin kommen die innere Haltung zu Menschen und die Art, NLP und Werte zu leben, zum Ausdruck.
Untermauert von dem Grundsatz, dass die Würde eines jeden Menschen unantastbar ist und alle ein Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit haben, steht der DVNLP für eine Welt der Vielfalt.

Dieser ethische Rahmen gilt für alle Mitglieder und jede*r verpflichtet sich, diesem Anspruch zu folgen, also wertschätzend und respektvoll mit anderen Menschen umzugehen.

Zu den fünf Leitthemen sind klare Statements formuliert, die von hinterlegten konkreten Ausführungen vervollständigt werden.

1. Haltung

Der Umgang miteinander ist gekennzeichnet von Akzeptanz, Offenheit für die Welt der anderen Menschen, Friedfertigkeit und Versöhnlichkeit. Diese Haltung und die NLP-Grundannahmen bilden die Basis des Denkens, Handelns und der Kommunikation der DVNLP-Mitglieder.

2. Verantwortung

Verantwortung heißt, die möglichen Auswirkungen des eigenen Handelns zu bedenken, für die eigenen Entscheidungen einzustehen und das eigene Handeln zu reflektieren. Im Fokus des Verständnisses von Verantwortung stehen die drei Aspekte Beziehung, Kompetenz und Prozess.

3. Professionelle Beziehung

Die professionelle Arbeitsbeziehung der DVNLP-Mitglieder beinhaltet Klarheit im Auftrag bezogen auf das Entwicklungsziel im Coaching, in der Ausbildung, in der Beratung und im Training. Dabei werden die Grenzen der fachlichen Kompetenz gewahrt.
Professionelle Beziehung bedeutet ebenso die Abwesenheit jedweder Form physischer, psychischer, sexueller Gewalt und den Ausschluss von Abhängigkeiten.

Respekt, Wertschätzung und Empathie gehören zur Grundhaltung beim Arbeiten und Anwenden von NLP.

4. Diversity-Grundsatz

Der Diversity-Grundsatz der DVNLP-Mitglieder ist die Wertschätzung aller Unterschiedlichkeiten in den Dimensionen wie ethnische oder soziale Zugehörigkeit, Lebensalter, Hautfarbe, Sprache, physische und geistige Fähigkeiten, Geschlechter-Identität, sexuelle Orientierung, Weltanschauung und Religion. Diese Vielfalt zeigt Chancen und Potenziale im Sinne einer Ressourcenorientierung auf.

5. Wissenschaftlichkeit

NLP ist weit mehr als eine Sammlung erfolgreicher Techniken und Strategien. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse stützen und erweitern die NLP-Prinzipien und werden kontinuierlich in die Praxis transferiert. Damit formuliert NLP ein umfassendes Konzept zur Entwicklungs- und Veränderungsarbeit im Coaching und im Training.

   

Konkrete Ausführungen zum Ethik-Kodex

Zur Haltung der DVNLP-Mitglieder:

Haltung

Die innere Haltung auf Augenhöhe und die Anerkennung der Gleichwürdigkeit und Gleichwertigkeit aller Menschen kennzeichnet die Anwendung des NLPs.

Würde

Die körperliche, seelische und emotionale Unversehrtheit wird gewahrt. Das heißt, ein gleichwürdiges Miteinander wird gelebt und niemand stellt sich über einen anderen Menschen oder ordnet sich unter.

NLP Grundannahmen

  1. Man kann nicht nicht kommunizieren. Menschen kommunizieren ständig. Dabei spielen Worte oft eine untergeordnete Rolle. Blicke, Gesten, bestimmte Betonungen sind Formen der Kommunikation. Auch Gedanken und Absichten stellen kommunikative Prozesse dar, die andere am Klang der Stimme, an der Körperhaltung, an den Augen und an feinsten Signalen ablesen können.
  2. Menschen reagieren auf ihre Sicht der Welt und nicht auf eine Wirklichkeit an sich.
    Im Laufe der Zeit machen alle Menschen vielfältige Erfahrungen und entwickeln eigene Vorstellungen von der Welt. Diese sind also nie allgemeingültig.
  3. Menschen treffen immer die Wahl, die sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt, aus Ihrer Sicht für die Beste halten. Im Laufe der persönlichen Entwicklung werden bestimmte Verhaltensweisen erlernt, um Bedürfnisse zu befriedigen. Mit einem größeren Repertoire an Handlungsalternativen stehen mehr Möglichkeiten offen.
  4. Hinter jedem Verhalten steht eine positive Absicht - für die handelnde Person. 
    Menschen verhalten sich nicht einfach „nur so“. Auf tiefster Ebene geht es um Schutz des Individuums und den Erhalt der Zugehörigkeit. So liegt auch jedem negativen Verhalten eine angenommene gute Absicht zugrunde.
  5. Für jedes Verhalten gibt es einen Kontext, in dem es sinnvoll war oder noch ist
    Ein Ziel des NLP ist es, Wahlmöglichkeiten zu entwickeln. Eine Wahl zu haben, ist die beste Voraussetzung für gewünschte Ergebnisse.
  6. Jede*r trägt die Ressourcen in sich, um das Leben erfolgreich zu gestalten oder gewünschte Veränderungen vorzunehmen. 
    NLP unterstützt uns, diese Ressourcen für den passenden Moment verfügbar zu machen.
  7. Die Bedeutung der Kommunikation ergibt sich aus der Reaktion, die sie hervorruft. Kommunikation ruft bestimmte Reaktionen hervor. Erfolgen unerwartete Reaktionen, so ist die Botschaft anders angekommen als gewünscht. Jeder Mensch hat die Verantwortung für das Gelingen seiner Kommunikation und lernt durch NLP flexibel auf andere Menschen einzugehen und die eigene Kommunikation individuell zu gestalten.
  8. Der Wert eines Menschen ist unantastbar. Die Angemessenheit des Verhaltens der Person kann jedoch angezweifelt werden. Die Trennung der Person von ihrem unangemessenen Verhalten bedeutet, dass sie in ihrer Identität respektiert bleibt. Dieses ermöglicht einen umfassenderen Blick auf die Person. Daraus resultiert die Chance zur konstruktiven Verhaltensänderung.
  9. Alle Menschen sind einzigartig und erleben die Welt auf Basis individueller Erfahrungen.
    Aus diesen Erfahrungen konstruieren sie ihr Weltbild als innere “Landkarte”. Diese Landkarte ist nicht die Landschaft (das Gebiet); mit den Sinnen wird jeweils nur ein kleiner Ausschnitt des Umfeldes wahrgenommen und interpretiert.
  10. "Wenn etwas nicht funktioniert, dann tue etwas anderes”.
    Es gibt immer mehrere Möglichkeiten, mit einer Situation angemessen umzugehen.

Zur Verantwortung:

Ein wesentlicher Teil in den Aspekten Beziehung, Kompetenz und Prozess ist die Förderung der Eigenverantwortung der Kund*innen und Teilnehmer*innen. Somit werden die Wahlmöglichkeiten erhöht und es können jederzeit freie und angemessene Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden.

Beziehungsverantwortung

In den Arbeitsbeziehungen ist Resonanz ein Parameter für die Qualität der Beziehung. Die Anwendung von NLP erfolgt im Auftrag, im Interesse und zum Wohle der Kund*innen. Die Selbsterfahrung in allen Ausbildungen des DVNLP und in berufsbegleitenden Supervisionen erfordert emotionale Abgrenzung und professionelle Distanz seitens der Anwender*innen. Verantwortung in Gruppen beinhaltet die Steuerung der gruppendynamischen Prozesse und die Förderung der Beziehungen innerhalb der Gruppe.

Kompetenzverantwortung

Zur Kompetenzverantwortung gehören Fachaustausch und die Verpflichtung zur Weiterbildung, um inhaltliche, didaktische und medientechnische Fähigkeiten aktuell zu halten. Die Fähigkeit, das eigene Handeln zu reflektieren wird kontinuierlich weiterentwickelt.

Die eigenen fachlichen und persönlichen Grenzen werden von allen NLP-Anwender*innen respektiert und eingehalten. Sie benennen ihren Handlungsrahmen im jeweiligen Kontext und handeln danach. Bei Bedarf werden Fachleute hinzugezogen oder es wird an sie verwiesen.
Die Grenzen der Klient*innen und Teilnehmer*innen werden gleichermaßen wahrgenommen und respektiert.

Die angemessene Anwendung des NLP bietet wirksame und effektive Interventionsmöglichkeiten im Rahmen der Feldkompetenzen.

Prozessverantwortung

Zielerreichung und Lösungsfindung stehen im Fokus des Auftrages. Die erforderlichen Prozessschritte orientieren sich an dieser Prämisse. Situations- oder Problemanalysen sind dabei sinnvolle Zwischenschritte.

In der NLP-Anwendung sind die jeweiligen Rollen klar und transparent definiert und werden verantwortlich innerhalb des vereinbarten Arbeitsrahmens eingehalten. Prozessverantwortung beinhaltet, dass die gesamte Prozessstruktur und die einzelnen Prozessschritte nachvollziehbar gestaltet sind. Die Wirkung der Ergebnisse wird bewusst gemacht (Öko Check) und eine Referenz in der Zukunft erzeugt (Future Pace). Die gewählten Interventionen orientieren sich primär am jeweiligen Kontext der aktuellen Situation der Kund*innen. Dabei sind sich die NLP-Anwender*innen zu jeder Zeit ihres Handelns bewusst und können dieses schlüssig begründen.

Emotionale Tiefen werden empathisch begleitet und aufgefangen, bis eine stabile Verfassung wieder hergestellt ist (Fürsorgepflicht).

Zur professionellen Arbeitsbeziehung der DVNLP-Mitglieder:

In der therapeutischen Beziehung gilt ausdrücklich die Fürsorgepflicht und ein Distanzgebot.

Zum Diversity-Grundsatz:

Dieser Diversity-Ansatz basiert auf den Menschenrechten, wie sie im deutschen Grundgesetz formuliert sind, und zeichnet grundsätzlich eine wünschenswerte Weltsicht.

Zur Wissenschaftlichkeit:

NLP thematisiert anwendungsorientiert die zwischenmenschliche Kommunikation und bilaterale Lernprozesse (z.B. Modelling).

NLP ist offen für neue Erkenntnisse und ist ebenso bereit, aktuelle Arbeitsthesen kritisch zu reflektieren. In den letzten Jahrzehnten haben sich diverse neue Formate entwickelt und etabliert.
Erkenntnisse verschiedener neurowissenschaftlicher Studien, wie z.B. zur Neuroplastizität, bestätigen heute die NLP-Vorgehensweisen. Ein Beispiel dafür ist, dass durch den Erwerb von verbaler und non-verbaler Sprache, Bilder und Handlungen im Gehirn effizient verknüpft werden. Dies ist die Grundlage für Veränderungsarbeit und lebensbegleitendes Lernen.